Universitätsklinikum Ulm will die Schule für Medizinische Dokumentation (SMD) schließen

Vergangenen Samstag wurde in der Meddok-Mailingliste darauf aufmerksam gemacht, dass der Vorstand des Universitätsklinikums Ulm erwägt, die traditionsreiche "Schule für Medizinische Dokumentation" (SMD) zu schließen. Die im Wiblinger Kloster gelegene Ausbildungsstätte ist nichts Geringeres als die Keimzelle aller Ausbildungen im Fach Medizinische Dokumentation. Das macht die Angelegenheit bedauernswert, ist aber nicht der springende Punkt.
Es steht mir nicht an, die strategischen und betriebswirtschaftlichen Erwägungen zu kommentieren, die hinter dieser Entscheidung stehen. Ich denke aber, dass die bevorstehende Schließung ein Schlag für die gesamte Branche ist, denn zukünftig werden pro Jahr 20 bis 30 sehr gut ausgebildete Fachkräfte fehlen. Das mag zunächst verkraftbar klingen, zumindest vor dem Hintergrund, dass es bundesweit zwei Fachhochschulen, sechs MD-Schulen und 27 MDA-Schulen gibt, die rund 700 Absolventinnen und Absolventen jährlich produzieren.
Nun ist Quantität nicht gleich Qualität. Denn nimmt man die Ausbildungsqualität als Parameter, wird die Angelegenheit dramatisch: einer ganzen Profession wird sozusagen der "Leuchtturm" genommen, und das auf einer mehr als dubiosen argumentativen Grundlage. Dabei weiß doch jeder Branchenkenner, dass ein Wiblinger MD mehr Wert hat als so mancher B.A. Die Tatsache, dass selbst den Ulmern im Laufe der Zeit die Schüler  abhanden gekommen sind, spricht nicht gegen die Ausbildung der Schule, sondern ist ein trauriger Beleg u.a. für  die Auswüchse des "academic drift" und vor allem auch dafür, dass es eine ganze Branche nicht versteht, sich selbst zu vermarkten, z.B. im Vergleich zu den Medizininformatikern. 
Und noch was kommt hinzu, denn das Problem ist in Teilen selbst gemacht, "academic drift" deutet darauf hin. Denn die Entscheidung, am Standort Ulm neben der traditionellen schulischen Ausbildung zusätzlich ab 1997 ein FH-Studium in Medizinischer Dokumentation und Informatik anzubieten, war nichts Geringeres als die Inkaufnahme der gegenseitigen Kannibalisierung, da beide Ausbildungseinrichtungen die gleiche Zielgruppe umworben haben. Macht der Vorstand des Uniklinikums die SMD dicht, dürfte damit das Lokalderby zwischen schulischer Ausbildung und Fachhochschulstudium endgültig entschieden sein. Es bleibt abzuwarten, ob davon landes- oder bundesweite Impulse ausgehen und ob der Bologna-Prozess generell nicht noch stärker als bisher zum Wegfall dreijähriger berufsfachschulischer Ausbildungen führt.
Stichwort Leuchtturm: für mich als Leiter einer MDA-Ausbildungsstätte und damit Mitbewerber war die SMD niemals ein Konkurrent, sondern vielmehr unser Referenzobjekt im Benchmarking-Prozess. Und mit den Ulmer Kollegen, die, wie man hört, demnächst anderweitig eingesetzt werden sollen, verliert die Ausbildungsbranche zudem engagierte, verlässliche und sachkundige Partner für alle Fragen der Aus- und Weiterbildung im Segment Medizinisches Informationsmanagement. Ich bezweifle stark, dass diese Lücke mittelfristig geschlossen werden kann.
Ich habe meine Bedenken in Form einer Protestnote heute morgen an den Vorstand des Uniklinikums gesandt, wohlwissend, dass sie mehr Meinung als harte Argumente enthält. Dennoch  wollte ich die Chance nutzen und darauf aufmerksam machen, dass die Schließung der SMD letztlich kontraproduktiv ist und fatale Folgen für die gesamte Branche haben wird. 
Quasi über Nacht hat sich auf Facebook eine eigene Gruppe gebildet, die für den Erhalt der Schule kämpft: Stoppt die Schließung der Schule für Medizinische Dokumentation. 983 Mitglieder hat die Gruppe schon (Stand: 10. März 2011, 18:14 Uhr). Verdammt nochmal, wenn das keine Aussagekraft hat...
Auf dass dem Vorstand der Ulmer Spatz erscheine...

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